Story

„Einige Kinder hausen in einer Kellerruine: Da sind der gerissene Schleichhändler Jid aus dem KZ, der blonde Goy aus einem Kinderverschickungslager und „Curls“, Besitzer der Ruine. Ewa, etwa 15 Jahre alt, betreibt Gelegenheitsprostitution, ihre Freundin Ate war BDM-Führerin und spricht auch noch so. Alle kümmern sich um das „Kindl“ im Babywagen, ein winziges Mädchen mit Ballonbauch. Der schwarze Reverend Hosea Washington Smith aus Louisiana, zufällig in dieses gemütliche Inferno geraten, versucht die Kinder aus ihrem Elend in die Schweiz zu retten.
Er scheitert.
Das ist die ganze Geschichte – zugleich eine krude, verzweifelt radikale, eine beklemmende Parabel über die Zerstörung des Menschen durch Krieg und Faschismus. Alles ist danach kaputt und verdorben – auch die Sprache. Und eben das wurde einst als unerträgliche Provokation empfunden.“
(Ulrich Weinzierl)

Eine todkomische Sprachphantasie der Trotzdemimmernochlebendigen, die den Krieg, jeden Krieg überstehen. Das Bühnenstück von Anna Maria Krassnigg nach Neumanns Roman „Die Kinder von Wien“, wird in der Expedithalle der ehemaligen Ankerbrotfabrik im 10. Wiener Bezirk uraufgeführt und die Geschichte in einer imaginäre Landschaft der Zerstörung, aber auch des radikalen Neubeginns in Gang gesetzt. Die schonungslose Weite des Raumes der Expedithalle spiegelt den Abstand, den wir, die wir bloß zuschauen, in Raum und Zeit zum Erlebnis der Roman-Figuren aus dem Jahr 1946, aber auch zu ihren Verwandten in den zerstörten Nachkriegsgebieten der Gegenwart empfinden.

Ein zwölfköpfiges, internationales Ensemble sucht nach den Geschichten, Figuren, Wahrheiten und Konflikten der mitreißenden, schonungslosen und tod-komischen Story Robert Neumanns. Die Spieler holen durch szenische, musikalische, bildmächtige Erinnerungen die Trümmer des Neumann-Romans, die Umrisse der Neumann-Figuren ans Licht, – in die Gegenwart.

„This book of fiction, with fictitious characters, in a fictitious setting which I call Vienna but which could be anywhere east of the Meridian of Despair, is addressed to the men and women of the victorious countries. It was written for the sake of the children of Europe, in two months of their misery in the winter of 1945-46.“
(Robert Neumann)